Keuchhusten - Pertussis
Der Mediziner spricht von Pertussis, der Volksmund sagt auch Stickhusten. Gemeint ist eine zum Glück inzwischen selten gewordene, hochansteckende Krankheit, die durch das Stäbchenb Bortella pertussis oder auch parapertussis (seltener) verursacht wird. Die Krankheit dauert von 2 bis 8 Wochen. Anfangs kann sie leicht mit einer Erkältung verwechselt werden, der Husten ist ähnlich.
Dann folgen anfallsartige Hustenattacken, die abgehackt klingen und für die Krankheit typisch sind. Gefährlich sind vor allem bei Säuglingen Atemstillstände, die das Leben bedrohen. Letzten Endes nehmen die Hustenanfälle in ihrer Anzahl und Stärke deutlich langsam ab. Nur im Anfangsstadium gibt es eine wirksame Therapie. Prophylaktisch werden Impfungen empfohlen. Im Todesfall besteht in Deutschland die Pflicht zur Meldung.
Verursacht wird Keuchhusten durch viele verschiedene, teils toxische, Eiweiße. Mit Hilfe dieser Stoffe haften die Erreger sich gut an die Atemwegsschleimhäute und vermehrten sich dort. Fast die Hälfte der Infektionen (40 %) verlaufen ohne Symptome, weitere 40 Prozent entwickeln sich zu einer einfachen Bronchitis. Nur die übrigen Patienten (ca. 20 %) bekommen wirklich Keuchhusten.
Übertragen werden die hochinfektiösen Bakterien durch Kontakt bei ausgehusteten Tröpfchen. Zwischen zwei Dritteln bis 100 % aller Kontaktpersonen erkranken an Keuchhusten, beispielsweise, wenn infizierte Patienten nicht in Kliniken isoliert werden. Die Krankheit ist gegen Ende der Inkubationszeit am ansteckendsten, also nach 7 bis 14 bzw. 21 Tagen. Achtung: Weder die Impfung noch eine Keuchhustenerkrankung garantieren die Immunität ein Leben lang! Nicht nur Kinder, sondern auch Jugendliche oder Erwachsene können von Keuchhusten befallen werden.
Symptomatik
Keuchhusten wird in drei Verlaufsstadien unterteilt, in das Anfangsstadium (Stadium catarrhale) welches hochansteckend ist. Es dauert etwa 1 bis 2 Wochen und ist durch grippeähnliche Symptome gekennzeichnet mit evtl. Fieber.
Das zweite Stadium ist das weniger ansteckende Stadium convulsivum, welches etwa 2 bis 6 Wochen andauert. Hier kommt es zu den gefürchteten plötzlichen abgehackten (Stakkato) Hustenattacken mit der herausgestreckten Zunge. Das anschließende Einatmen klingt wie ein Jauchzer. Durch die Hustenattacken kommt es zum Erbrechen und Hochwürgen von glasigem Schleim. Nachts treten die ohnehin recht zahlreichen Anfälle noch häufiger aus. Auch körperlicher Aufwand lösen die Attacken aus.
Das 3. Stadium ist das Rückbildungsstadium (Stadium decrementi). Die Attacken nehmen an Häufigkeit und langsam auch an Intensität ab. Nach 3 bis 6 Wochen mit Antibiotika, ohne nach 6 is 10 Wochen ist auch diese Phase überstanden. Da Keuchhusten insgesamt etwa 100 Tage andauert, hat er auch den Beinamen „100-Tage-Husten“.
Untypische Verläufe sind in allen Altersgruppen möglich. So verläuft das 2. Stadium bei Säuglingen unter 6 Monaten ausschließlich mit Atemstillstand anstelle von Husten. Jugendliche oder Erwachsene weisen manchmal nur einen trockenen Husten auf, wodurch die Krankheit klinisch nicht gut zu erkennen ist.
Als Komplikationen kommen Mittelohrentzündung oder Lungenentzündung infrage. Dabei steigt das Fieber an. Ein deutlicher Nachweis kann durch Erhöhung der Entzündungsparameter im Blut erfolgen. Krampfanfälle und oft dauerhafte Gehirnschäden sind ebenfalls mögliche Komplikationen. Der starke Husten kann auch Einblutungen verursachen. Hiervon betroffen sind die Augen-Bindehäute. Auch Nabel- oder Leistenbrüche können auftrete. Von 1000 Patienten stirbt einer, meist ein junger Säugling.
Diagnostische Möglichkeiten
Weil das 2. Stadium am auffälligsten ist, wird hier meist der klinische Verdacht gestellt. Die Erreger finden sich im Sekret vom Nasen-Rachen-Raum (Abstrich). Im Serum finden sich mit Beginn des 2. Stadiums Antikörper. Die weißen Blutkörperchen im Blutbild sind deutlich vermehrt, besonders die Lymphozyten. Es müssen Schnupfen- und Influenzaviren, Chlamydien, Adenoviren und andere Krankheitserreger, z. B. auch eine Tuberkulose, ein Asthma bronchiale, eine chronisch-obstruktive Lungenkrankheit, Fremdkörper oder Tumore ausgeschlossen werden.
Nach der sicheren Differentialdiagnostik und Bestätigung erfolgt die Einnahme von Antibiotika. Je früher man mit der Einnahme beginnt, umso erfolgreicher ist die Linderung und Verkürzung des Krankheitsverlaufes. Mittel der Wahl ist Erythromycin, das für 2 Wochen in einer hohen Dosis genommen werden sollte. Auch eine zusätzliche Steroidgabe kann die Häufigkeit und Intensität der Anfälle evtl. günstig beeinflussen. Bei Säuglingen ist auch eine Linderung mit Hilfe von Salben möglich. Dazu kommen häufige kleine Mahlzeiten, reichliches Trinken und eine Umgebung, die möglichst reizarm sein sollte.
Primär kann zur Vorbeugung geimpft werden (Schutzrate 80 bis 90 Prozent). Sie sollte im ersten Lebensjahr drei Mal erfolgen, eine Wiederholung ist zwischen dem 5. und 6. sowie 9. und 18. Geburtstag routinemäßig durchzuführen. Die Grundimmunisierung ist auch später noch möglich. Wichtig ist eine Impfung auch vor einer geplanten Schwangerschaft. Ansonsten kann eine werdende Mutter nach der Geburt geimpft werden. Eine Immunität dauert etwa für 3 Jahre an, dann sollte in größeren Abständen eine Auffrischungsimpfung erfolgen.
Wenn man mit erkrankten Patienten sicheren Kontakt hatte, sollte eine Gabe von Antibiotika erfolgen. Treten Symtpome auf, während Personen mit flüchtigem Kontakt beobachtet werden, sollte eine entsprechende Untersuchung und medikamentöse Antibiotika-Therapie erfolgen. Bis zu 7 Tagen nach Therapiebeginn sollte eine Isolierung der Kranken erfolgen. Erst mindestens vier bis sechs Wochen nach der Stellung der Diagnose dürfen Kindereinrichtungen, Hort, Schule usw. wieder besucht werden.
Zur Behandlung schwerer Fälle ist ein stationärer Aufenthalt in Quarantäne sinnvoll. Sonst reicht eine Behandlung in den eigenen vier Wänden mit viel Ruhe aus. Die Räume sollten gut gelüftet sein, die Kinder sollten dabei warm angezogen werden. Spaziergänge an frischer Luft tun gut, aber Kontakte mit anderen Personen, besonders Babys oder alten Menschen, sind zu vermeiden. Für Babys kann eine Notfallbehandlung nötig sein, damit kein Ersticken durch Schleim droht, der die Atmung behindert. Das ist durch Absaugen des Schleims aus Nase und Atemwegen möglich.